Mobilitätsmanagement wird immer häufiger in kommunalen und regionalen Mobilitätsstrategien integriert. Denn genauso wie in der Infrastruktur- und Angebotsplanung, werden praxistaugliche Werkzeuge erforderlich. Die ivm entwickelt für die Region Frankfurt RheinMain eine praktikable Methodik für die datengestützte, flächenhafte Modellierung der Potenziale und Wirkungen von Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.
In der Region Frankfurt RheinMain werden derzeit in verschiedenen Städten und Kommunen verstärkt Mobilitätsmanagementmaßnahmen auf strategische Ebene, z.B. in Form von Verkehrsmanagementplänen oder Mobilitätsmasterplänen, verankert und auch im Rahmen von Aktionsplänen zur Lärmminderung und Luftreinhaltung diskutiert. Trotz einer breiten Wissensbasis zu den Umsetzungspotenzialen und Voraussetzungen des Mobilitätsmanagements in der Region gab es mit Ausnahme einiger aufwendiger Einzeluntersuchungen bisher keine Verfahren, mit denen sich Wirkungen von Maßnahmen des Mobilitätsmanagements auf Verkehr und Umwelt betriebsübergreifend bzw. im kommunalen oder regionalen Zusammenhang abbilden lassen.
Im 2009 begonnenen, aus der Landesinitiative „Staufreies Hessen 2015“ finanzierten Projekt wurde ein Verfahren zur Wirkungsabschätzung von Maßnahmen des Mobilitätsmanagements entwickelt und in den Städten Frankfurt am Main, Darmstadt, Bad Homburg vor der Höhe und Offenbach am Main sowie dem Kreis Offenbach und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg erfolgreich erprobt. Unter der Annahme einer konsequenten Umsetzung von Mobilitätsmanagement-Maßnahmen an allen untersuchten Standorten ergaben die Modellrechnungen ein Verlagerungspotenzial von jeder vierten bis fünften Pkw-Fahrt auf ÖPNV, Rad, Fuß und Fahrgemeinschaften und somit einen deutlichen Rückgang des Anteils der Pkw-Fahrer am Modal Split. Resultierend sinken Pkw-Fahrleistungen, Benzinkosten, CO2-Emissionen und Verkehrsbelastungen.
In Ergänzung zur Wirkungsabschätzung wurde ein Verfahren zur Bewertung der Standorte hinsichtlich ihrer Voraussetzungen entwickelt, welches sich neben der verkehrlichen Situation auch auf relevante Merkmale der am Standort ansässigen Betriebe stützt. So können im operativen Mobilitätsmanagement mit vergleichsweise geringem Aufwand potenziell geeignete Standorte identifiziert und eine Rangfolge für die weiteren Schritte zur Ansprache von Betrieben festgelegt werden.
Als wesentliche Grundlage für die Abbildung der verkehrlichen Situation wurde die Verkehrsdatenbasis Frankfurt RheinMain (VDRM) verwendet. Das der VDRM zugrunde liegende Verkehrsmodell wurde für die Abbildung informatorischer und anderer „weicher“ Maßnahmen erweitert. Im Bereich der Betriebe wurden Unternehmensdaten von der IHK Offenbach bereitgestellt, die um selbst recherchierte öffentliche Einrichtungen und Betriebe ergänzt wurde. Ferner wurde die Simulation der Wohnstandorte der Beschäftigten im Modell anhand der Befragung „Mobilität in Deutschland 2008“ und der Pendlerstatistik der Bundesagentur für Arbeit kalibriert.
Die Durchführung des Projektes erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Jobticket und Mobilitätsmanagement des Rhein-Main Verkehrsverbunds. Daten und Modellannahmen wurden durch die beteiligten Gebietskörperschaften und Nahverkehrsorganisationen auf ihre Plausibilität hin geprüft.
Angestrebt wird die Übertragung der zum Einsatz gekommenen Verfahren auf die gesamte Region Frankfurt RheinMain. Die Voraussetzungen hierfür werden derzeit ermittelt.
Heike Mühlhans