Seit 2010 unterstützt die ivm die Stadt Hanau bei der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im Bereich Hanau-Nordwest.
Dort befindet sich ein großer Schulstandort mit knapp 4.500 Berufs- und ca. 300 Grundschülern mitten in einem Wohngebiet. Dies führt insbesondere morgens zu einem von Schülern verursachten hohen Verkehrsaufkommen verbunden mit einem Parkdruck auf das umliegende Wohngebiet. Hinzu kommen Bring- und Holverkehr einer Kindertagesstätte sowie Liefer- und Besuchsverkehr eines Altenwohnheims. An einem normalen Schultag im Mai 2009 durchfuhren rund 1.200 Pkw, 300 Fahrräder und 80 Lastwagen oder Busse allein die enge Lortzingstraße, die als Stichstraße vor einer Grundschule endet. Die dortige Eröffnung einer weiteren Kindertagesstätte mit 100 Plätzen ließ ein noch höheres Verkehrsaufkommen erwarten.
Um einer Entschärfung bestehender Probleme frühzeitig zu begegnen, wurde die Umsetzung von Maßnahmen des Schulischen Mobilitätsmanagements vorgeschlagen. Damit sollen Potenziale zur Verlagerung von Pkw-Verkehren auf alternative Verkehrsmittel erhoben sowie eine verträglichere Abwicklung des Pkw-Verkehrs erreicht werden. Dazu wurde ein Grobkonzept für das Schulviertel an der Lortzingstraße erarbeitet, das anschließend im Struktur- und Umweltausschuss der Stadt Hanau diskutiert und dessen Umsetzung beschlossen wurde.
Da Berufsschulen im Vergleich zu bislang im Rahmen des Schulischen Mobilitätsmanagements der ivm betrachteten Schulen eine Reihe von Spezifika aufweisen, kommt diesem Projekt ein besonderer Pilotcharakter zu. Um nähere Erkenntnisse zum Mobilitätsverhalten der Schüler an der Eugen-Kaiser-Schule sowie den Kaufmännischen Schulen Hanau zu erhalten, wurde in einem ersten Schritt die Herkunft der Schüler auf Grundlage der Hessischen Lehrer- und Schülerdatenbank ermittelt. Ein wesentliches Ergebnis dieser Untersuchung lieferte bereits einen Hinweis auf mögliche spätere Maßnahmen: je nach Schule wohnen zwischen 25 und 30 Prozent der Schüler in einer klassischen „Fahrradentfernung“ von nicht mehr als fünf Kilometern entfernt.
Eine im zweiten Schritt durchgeführte Online-Befragung von etwa 2.000 Schülern beider Schulen offenbarte weitere Einblicke in deren Mobilitätsverhalten. Die Erhebung wurde dabei von Abschlussklassen der Kaufmännischen Schulen im Rahmen eines Schülerprojektes selbstständig und mit beispielhaftem Engagement organisiert und durchgeführt sowie mit den weiteren Projektbeteiligten abgestimmt. Die gewonnenen Ergebnisse zeigten insbesondere, dass das Potenzial, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen, bei weitem nicht ausgeschöpft wird (bislang nur etwa sieben Prozent). In ähnlicher Größenordnung gilt das auch für Mitfahrten. Positiv hervorzuheben ist, dass Busse und Bahnen nach wie vor die Stellung als wichtigstes Verkehrsmittel auf dem Schulweg behaupten. Doch auch hier lassen sich Ansätze zur Optimierung erkennen. Durch intensive und gezielte Information und Beratung konnte bereits die Anzahl verkaufter Zeitkarten signifikant gesteigert werden.
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen ist nun die Umsetzung weiterer konkreter Maßnahmen (zur Förderung von ÖPNV, Radfahren und Fahrgemeinschaften) in bewährt guter Zusammenarbeit aller beteiligten Partner geplant. Die Stadt Hanau wird dabei auch weiterhin von der ivm in einer koordinierenden Rolle unterstützt. Die Ergebnisse dieses Projektes fließen zudem in das Handbuch zum Schulischen Mobilitätsmanagement ein.
Team Schulisches Mobilitätsmanagement