Carsharing erlebt derzeit einen Boom in der Region Frankfurt RheinMain bzw.ganz Deutschland. Nach Angaben des Bundesverbandes CarSharing e.V. (bcs) gibt es bundesweit mittlerweile über 200.000 Carsharing-Kunden, denen etwa 5.000 Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Vor über 30 Jahren aus privaten Initiativen entstanden, hat sich Carsharing zu einer professionell organisierten Mobilitätsdienstleistung entwickelt.
Durch Integration mit öffentlichen Verkehrsmitteln und (Leih-)Fahrrad – aber auch in Kombination mit klassischem zu Fuß gehen – wird multimodales Mobilitätsverhalten jedoch erst sinnvoll ermöglicht. Insbesondere junge Menschen – derzeit noch vorwiegend in urbanen Räumen mit einem gut ausgebauten Verkehrsangebot – tendieren zur Wahl des Verkehrsmittels, was zur jeweiligen Gelegenheit und den jeweiligen Umständen für sie am besten passt. Eine abnehmende Bedeutung des privaten Pkw als Statussymbol, steigende Unterhalts- und Betriebskosten oder Parkplatzprobleme in hochverdichteten Wohnquartieren größerer Städte fördern diese Entwicklung.
Aktuelle Herausforderungen
Doch genau dort stößt das Wachstum oft an seine Grenzen: neue Standorte für Carsharing-Autos sind an Orten mit weiterem Kundenpotential, z.B. Stationen des ÖPNV, nur schwierig zu finden. So werden Kommunen häufig bei der Suche nach privaten oder öffentlichen Stellplätzen um Unterstützung durch die in der Region tätigen Anbieter gebeten. Vielen möglichen Maßnahmen stehen dabei jedoch oft rechtliche und organisatorische Hürden im Weg.
Etwas anders gestaltet sich die Situation in mittleren und kleinen Städten bzw. im ländlichen Raum. Hier stellt sich weniger die Frage nach ausreichenden Stellplätzen als nach einem wirtschaftlich zu betreibenden Angebot. Mit dem klassischen Geschäftsmodell der etablierten Anbieter scheint dies zumindest derzeit noch nicht immer dort möglich, wo auch der Wunsch nach einem solchen Angebot besteht.
Der Bedarf ist hingegen unstrittig: von der Einsparung eines teuren Zweitwagens über die Sicherung von Anschlussmobilität (z.B. an Bahnstationen) bis hin zum Ersatz einer relativ wenig genutzten kommunalen Fahrzeugflotte bieten sich viele Anknüpfungspunkte. Neue Organisationsformen sind deshalb gefragt, ebenso die Kooperation zwischen öffentlicher Hand und privaten Akteuren: Gerade für Firmen können sich Carsharing-Modelle als Baustein eines betrieblichen Mobilitätsmanagements finanziell lohnen.
Handreichung
Wie können nun unter den gegenwärtigen Umständen die Rahmenbedingungen für Carsharing verbessert und damit die vorhandenen Potenziale erschlossen werden? Mit der Handreichung, die gemeinsam mit der TU Kaiserslautern erarbeitet wurde, möchte die ivm dem Wunsch ihrer Gesellschafter nachkommen und konkrete Hilfestellung bei der Entwicklung eines zukunftsfähigen Carsharing-Angebotes in der gesamten Region Frankfurt RheinMain bieten.
So werden über den Status Quo in Hessen und Rheinland-Pfalz hinaus Best-Practice-Beispiele auf deutscher und europäischer Ebene vorgestellt, die interessante Ansätze für die Region Frankfurt RheinMain bieten. Diese sind in Form von Steckbriefen kompakt und vergleichbar dargestellt.
Besonderer Wert wurde auf die vertiefende Darstellung der rechtlichen Zwänge und Möglichkeiten gelegt. Als Exkurs wird das Thema Elektrofahrzeuge im Carsharing behandelt. Die sich grundlegend voneinander unterscheidenden Anforderungen für Maßnahmen in Großstädten sowie für Anschub- und Umsetzungsstrategien in weniger dicht besiedelten Räumen wurden sowohl inhaltlich als auch formell durchgängig berücksichtigt, um den Umgang mit der Handreichung zu erleichtern.
Heike Mühlhans