Anlässlich der Abschlusskonferenz des deutsch-französischen Bahn.Ville-Projektes tauften heute im Bahnhof Friedrichsdorf der Landrat des Hochtaunuskreises Ulrich Krebs sowie Melanie Betz, Vertreterin der französischen Région Rhône-Alpes vor etwa 40 Gästen aus dem In- und Ausland einen Zug der Hessischen Landesbahn auf den Namen „St. Étienne (Rhône-Alpes)“. Dieser wird nun als sichtbares Zeichen der Partnerschaft deutscher und französischer Kommunen und Institutionen im Bereich der schienengestützten Siedlungsentwicklung und Verkehrsverknüpfung auf der Taunusbahn und auch weite-ren Strecken der Region Frankfurt RheinMain unterwegs sein.
„Die Taunusbahn ist das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs im Hochtaunuskreis und sichert die Erreichbarkeit der Zentren in der Region Frankfurt RheinMain für seine Bürgerinnen und Bürger. Diesen Standortvorteil „Bahn“ gilt es auch für die Zukunft zu erhalten und auszubauen“, erklärte Landrat Krebs. So müsse z.B. neben der Ausrichtung der Siedlungsentwicklung auf die Bahn auch die Qualität der Anbindung des Umlandes und des Zugangs für Fußgänger und Radfahrer stimmen. „Gerade Bahn.Ville hat hier in den vergangenen zwei Jahren in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen entlang der Strecke dazu beigetragen, erneut den Mut zur Umsetzung sowohl innovativer Ideen als auch teils schon lang gehegter Wünsche zu finden“, so Krebs.
Melanie Betz betonte in ihrem Grußwort noch einmal die Bedeutung des deutsch-französischen Austausches, der durch den gegenseitigen Besuch offizieller Delegationen aus dem Hochtaunuskreis bzw. der Région Rhône-Alpes ebenfalls zu zahlreichen neuen Ideen und Erkenntnissen geführt hat. Zudem erinnerte sie dabei an Diskussionen von Fachleuten vor Ort an der französischen Referenzstrecke zwischen St. Étienne und Firminy oder Gespräche über die Rolle der Zusammenarbeit lokaler, regionaler und nationaler Organisationen als Erfolgsfaktor in einem solchen Projekt.
Vor der Zugtaufe diskutierten rund 70 Fachleute aus Wissenschaft und Praxis die im Rahmen von Bahn.Ville erfolgreich umgesetzten Maßnahmen und Prozesse im Hochtaunuskreis. So zeigen beispielsweise die erarbeiteten Nahmobilitätskonzepte in Usingen und Friedrichsdorf, wie durch eine Aufwertung der Achsen und des unmittelbaren Stationsumfeldes attraktive Wegebeziehungen geschaffen werden können. Das Projekt hat neue Impulse und Denkanstöße für die Umgestaltung des Bahnhofs und des Bahnhofsumfeldes in Friedrichsdorf gegeben.
Um aber auch mittel- und langfristig die ÖPNV-Nachfrage zu sichern, sind Park-and-Ride und ein abge-stimmtes Konzept zur flächenhaften Anbindung von Siedlungsgebieten ohne direkten Bahnanschluss von großer Bedeutung. Dabei seien je nach Stationstyp durchaus Unterschiede im Angebotsumfang erwünscht, so Dr. Karin Arndt vom RMV. Ob Bike-and-Ride, CarSharing, klassischer ÖPNV, flexibles Angebot oder Park-and-Ride geeignet sind, sei von einer Vielzahl von Rahmenbedingungen abhängig. Für die weitere Planung wurde in Bahn.Ville daher ein Raster zur Stationstypdefinition erarbeitet, welches nun in den regionalen Nahverkehrsplan einfließt.
Ein regionales Mobilitätsberatungskonzept stellt letztendlich sicher, dass die vorhandenen Angebote seitens der Bürgerinnen und Bürger auch bekannt sind. Das Gesamtkonzept fußt auf Bausteinen aus Printmedien, persönlicher Beratung und einem Internetberatungstool welches Zeit und Kostenaufwände für die alltägliche Mobilität und verschiedene Verkehrsträger bilanzierend gegenüberstellt. Hier wurde auch gemeinsam mit den regionalen Partnern und Kommunen an der Taunusbahn eine zielgruppenspezifische Freizeitbroschüre entwickelt.
An dem Projekt waren aus der Region neben dem Hochtaunuskreis und seinen Kommunen an der Strecke auch der Verkehrsverband Hochtaunus, der RMV, die ivm GmbH (Integriertes Verkehrs- und Mobilitäts-management Region Frankfurt RheinMain) und der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main beteiligt. Auf deutscher Seite wurde Bahn.Ville zudem von wissenschaftlicher Seite durch das Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der RWTH Aachen sowie das Fachgebiet für Siedlungsstruktur und Ver-kehrsplanung der TU München (Projektleiter) begleitet. Bahn.Ville wurde durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen der Deutsch-französischen Kooperation in der Verkehrsforschung gefördert.
Heike Mühlhans